Moderne Lüftungstechnik für die eigenen vier Wände
Inhaltsverzeichnis
- Wozu moderne Lüftungsanlagen?
- Die verschiedenen Systeme
- Was ist bei der Planung zu beachten?
- Fazit
Moderne Lüftungsanlagen sind mittlerweile mehr als bloßer Luxus, sondern in energieeffizienten Neubauten unverzichtbarer Bestandteil zum Erhalt der Bauphysik. Die im Haus verbrauchte Luft wird mittels eines Ventilators über ein möglichst kurzes Kanalsystem ins Freie befördert. Gleichzeitig wird frische Luft aus der Umwelt ins Haus hineingesogen. Dies kann entweder durch ein gesondertes Zuluft-System oder aber durch natürlichen Unterdruckausgleich geschehen.
Doch was ist bei der Installation eines modernen Lüftungssystems zu beachten? Welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Systeme? Folgender Ratgeber soll einen Überblick über die unterschiedlichen Belüftungsmethoden geben und schließlich bei der Planung einer modernen Wohnungslüftungsanlage helfen.
Wozu moderne Lüftungsanlagen?
Moderne Lüftungsanlagen werden in Deutschland seit dem Ende des 20. Jahrhunderts immer beliebter. Dies hängt stark mit der Entwicklung des Passivhauses zusammen, da diese Form des Gebäudes generell luftundurchlässig ist. Die Wände sind stark isoliert, und gerade im Gegensatz zu Altbauten lassen hier geschlossene Fenster kaum Luftzirkulation zu. Folglich gibt es eine besondere Effizienz hinsichtlich des Wärmespeichers, doch die Undurchlässigkeit der Luft gilt in beide Richtungen. Es kommt also nicht nur keine frische Luft ins Haus, sondern die Feuchtigkeit, die sich im Haus durch Atmen, Schwitzen, aber auch Kochen angesammelt hat, kann das Haus nicht verlassen.
Moderne Lüftungssysteme, richtig angewandt und gewartet, sind auf Dauer gesehen rentabel, da sie Heizkosten sparen sowie die Bausubstanz vor Schimmelbefall schützen und somit etwaige Renovierungskosten verringern. Außerdem funktionieren sie nahezu geräuschlos, sodass es zu keiner Lärmbelästigung kommt. Generell können sie vor dieser sogar schützen: Wer nah an einer stark befahrenen Straße lebt, kennt vielleicht das Problem, dass sobald die Fenster geöffnet werden, der Lärmpegel innerhalb der Wohnung in einem erheblichen Maße steigt. Mit einem Lüftungssystem müssen die Fenster gar nicht erst geöffnet werden.
Steigerung der Luftqualität
Ein großer Pluspunkt der kontrollierten Wohnraumlüftung ist, dass sich die Qualität der Luft verbessert.
Eigenheimbewohner müssen nicht länger darauf achten, bei zu hoher Luftfeuchte die Fenster zu öffnen. Die Abfuhr wasserhaltiger Luft geschieht automatisch und hat somit ein angenehmes Raumklima zur Folge.
Dem Problem eines möglichen Temperaturverlusts kann mit einem Wärmetauscher begegnet werden. Diese Geräte entnehmen der abgeführten Luft ihre Wärmeenergie und behalten sie im Haus. So können gemütliche Temperaturen bei angenehm frischer Luft genossen werden.
Der menschliche Körper gibt über 24 Stunden verteilt, selbst bei nur geringer körperlicher Belastung, bis zu anderthalb Liter Wasser ab. Hinzu kommen außerdem die Feuchtigkeitsquellen:
- Kochen
- Baden
- Duschen
- Wäsche waschen
- Wäsche trocknen
- Blumen und andere Pflanzen gießen
Wenn sich Feuchtigkeit an den Fenstern niederschlägt, ist es höchste Zeit, den Raum zu lüften.
Hier gilt es darauf zu achten, dass die überschüssige Feuchtigkeit aus dem Haus geleitet wird, um so Schäden an der Bausubstanz, beispielsweise durch Schimmel, vorzubeugen.
Im Sommer funktioniert ein Lüftungssystem fast wie eine Klimaanlage, wenn auch mit weniger kühlendem Effekt. Dafür bleibt die Hitze bei guter Dämmung im Freien. Oft hat nämlich das manuelle Lüften, also das Öffnen der Fenster und Türen, Schuld daran, wenn ungewünschte Wärme ins Haus gelangt.
Hygiene
Neben der Luftqualität an sich kann auch die Hygiene eines Haushalts mit Hilfe einer Lüftungstechnik verbessert werden. Durch spezielle Filter im Zuluft-Kanal werden Pollen, Feinstaub und sonstige Luftverschmutzungen von außen daran gehindert, ins Haus zu gelangen.
Zudem gibt es innerhalb des Hauses oft Schadstoffe, derer man sich nicht immer bewusst ist. Lacke, Plastik oder Baustoffe können stellenweise Lösungsmittel, Weichmittel und Formaldehyd abgeben. Ein ständig zirkulierender, gefilterter Luftstrom sorgt also dafür, dass nicht nur schädliche Substanzen dem Haus fernbleiben, sondern dass der Wohnraum auch von Schadstoffen befreit wird.
Allergiker können mit einer modernen Lüftungsanalage im Frühjahr aufatmen. Die schädlichen Pollen bleiben durch entsprechende Filter im Freien.
Das Absenken der relativen Luftfeuchtigkeit durch die automatisierte Belüftung verhindert außerdem die Ausbreitung von Ungeziefer - vor allem von Milben. Diese bevorzugen warme Zimmer mit einer relativ hohen Luftfeuchtigkeit, denn dort finden sie einen optimalen Lebensraum vor und vermehren sich rasch. Milben befallen größere, gepolsterte Flächen, im Besonderen Matratzen. Gerade Hausstauballergiker und Asthmatiker reagieren jedoch empfindlich, wenn die Milbenpopulation erheblich ansteigt. Diverse Absonderungen der mikroskopisch kleinen Spinnentierchen fördern nämlich allergische Reaktionen.
Schließlich beugt eine angemessene Lüftung die Bildung von Pilzen und Schimmel vor. Denn fast ein Fünftel der Bevölkerung hatte bereits Schäden an der eigenen Immobilie aufgrund zu hoher Feuchtigkeit. Schimmelbefall ist nicht nur schädlich für die Bausubstanz, sondern kann auch die Gesundheit - gerade Allergiker sind besonders gefährdet - maßgeblich beeinträchtigen.
Die verschiedenen Systeme
Prinzipiell lassen sich die einzelnen Systeme insofern untergliedern, dass sie entweder zentral oder dezentral angebracht werden können. Wem ein Lüftungssystem für die gesamte Wohnfläche als zu teuer und ineffizient erscheint, kann einzelne Räume automatisiert Lüften. Hierzu wird die Anlage zwischen Außen- und Innenwand des zu lüftenden Zimmers installiert. Auch hier ist die Wärmerückgewinnung prinzipiell möglich.
Deutlich komplexer sind zentrale Lüftungssysteme, die abermals untergliedert werden können: reine Abluft-Systeme und Kombinationen aus Ab- und Zuluft-Systemen. Die Eigenschaften dieser beiden Systeme werden im Folgenden näher betrachtet.
Abluft-Systeme
Reine Abluft-Systeme finden vor allem in sogenannten Feuchträumen Anwendung. Küchen, Bäder und das WC besitzen generell ein höheres Maß an Luftfeuchtigkeit als der restliche Teil der Wohnung. Daher ist es sinnvoll, mit Hilfe von speziellen Ventilatoren feuchte Luft über einen Kanal ins Freie zu leiten, um so Schimmel vorzubeugen.
Nun entsteht durch das Absaugen der Luft im jeweiligen Raum ein Unterdruck. Dieser wird erst einmal durch das Heranziehen von Luft aus den übrigen Räumen ausgeglichen. Diese Räume wiederum können ihren Unterdruck durch spezielle Nachstromöffnungen an den einzelnen Hauswänden selbst ausgleichen.
Die Abluft-Systeme haben vor allem den Vorteil, dass sie wegen der nicht vorhandenen Zuluft-Kanäle preiswerter und einfacher zu installieren sind als die Kombinationen. Allerdings wird hier in der Regel auf den Wärmetausch verzichtet und so geht wertvolle Energie verloren. Auch sind die Filtermöglichkeiten, vor allem was die Nachströmung angeht, eingeschränkt.
Zudem kann im Winter bei mangelhafter Verarbeitung kalte Außenluft in das Wohnungsinnere strömen, was bei kältesensiblen Menschen teilweise Probleme im Empfinden hervorruft. Bei einer Anbringung des Abluftapparates an einer Außenwand des Hauses kann unter Umständen auch die Schallisolierung gemindert werden. Aus diesem Grund ist ein vorrausschauendes Konzept vonnöten, wenn der Geräuschkomfort nicht leiden soll.
Vor- und Nachteile eines reinen Abluftsystems:
Kombinierte Ab- und Zuluft-Systeme
Diese Form der Lüftung betrifft in der Regel das gesamte Haus, beziehungsweise die gesamte Wohnung. Das Kernstück dieser Systeme stellt das zentrale Abluftgerät dar. An dieser Stelle wird die thermische Energie der abgeführten Luft auf die zuvor, mit Hilfe der Erdwärme, angewärmte Außenluft übertragen, um somit möglichst effizient die Wärme im Haus zu behalten.
Außerdem wird verbrauchte Luft nicht bloß aus den Feuchträumen entfernt, sondern auch aus den Wohn- und Schlafräumen. Die Luftqualität nimmt an diesen Orten zu und die Gefahr, dass sich das auf Luftfeuchtigkeit angewiesene Ungeziefer ausbreitet, wird minimiert.
Abgesehen von den Investitions- und Wartungskosten bietet das kombinierte Lüftungssystem viele Vorteile: Insgesamt betrachtet wird der Wert eines Gebäudes durch die Installation eines Ab- und Zuluft-Systems sogar noch gesteigert. Denn: Je höher der Wirkungsgrad eines Wärmerückgewinnungsgerätes ist, desto weniger muss in die Beheizung des Hauses investiert werden. Außerdem gibt es keinerlei Einschränkungen bezüglich des eigenen Wohlbefindens in Hinblick auf die Zugluft.
Gerade für Allergiker ist eine Kombination aus Abluft- und Zuluft-Systemen eine passende Wahl, denn hier kann die Luft, die von außen ins Haus strömt, optimal gefiltert werden. Durch den längeren Kanal vom Ort der Frischlufteinspeisung bis zur Luftabgabe in den Raum ist auch keine Qualitätsminderung hinsichtlich der Schallisolierung zu befürchten.
Vor- und Nachteile eines kombinierten Lüftungssystems:
Was ist bei der Planung zu beachten?
Wer eine geeignete Lüftungsanlage in sein Haus bauen möchte, sollte sich bestimmte Fragen stellen:
- Wie sind die Gegebenheiten (eigene Gewohnheiten, baulich)?
- Was ist der geeignete Anlagentyp (zentral, dezentral, reines Abluft-System, Kombination)?
- Was sind die zentralen Bauteile (Ventilator, Regler)?
- Welche Unterlagen werden benötigt (Pflichtenheft, Kanalnetzschema)?
- Welche Fehler sind zu vermeiden (Verschmutzung, falsche Gerätewahl)?
Die Planung einer modernen Lüftungsanlage erfordert mehr als das bloße Zeichnen des Kanalnetzes.
Die Planung eines modernen Lüftungssystems für das Eigenheim beginnt mit einer Bestandsaufnahme der aktuellen Gegebenheiten. Eine zentrale Frage betrifft die eigenen Verhaltensweisen. Hier muss beispielsweise bedacht werden, ob im Haus vielleicht Allergiker oder Raucher leben.
Außerdem ist zu hinterfragen, wie oft während den Heizperioden Türen offen stehen. Die Luftdichtigkeit des Hauses und seine Lage im windigen oder eher im windstillen Gebiet müssen auch analysiert werden.
Die möglichen Anlagentypen wurden oben bereits beschrieben. Während dezentrale Systeme hier vor allem beim Kostenfaktor punkten, bietet die zentrale Lüftung die Vorzüge der Wärmerückgewinnung, der gefilterten Luft, und des höheren Schallschutzes.
Für die Dokumentation ist vor allem eine grafische Ausarbeitung des Kanalnetzes zentral. Außerdem können Pflichtenheft (Angebot eines Installateurs an einen Kunden) sowie Lastenheft (spezifische Anfrage durch einen Kunden) und ein Abnahmeprotokoll sinnvoll sein.
Häufige Fehler, die bereits im Vorfeld vermieden werden können, betreffen eine mögliche Verschmutzung der Bauteile, eine unangenehm hohe Lautstärke der Anlage, oder eine falsch eingestellte Luftverteilung, Luftführung, und Regelung der Gesamtanlage.
Planungsphasen eines Lüftungssystems:
Fazit
Bei der Installation eines modernen Lüftungssystems stehen viele Optionen offen. Grundlegend sollte sich die Frage gestellt werden, ob das Eigenheim die nötige Luftdichtigkeit aufweist, damit sich ein zentrales System lohnt. Bei Altbauten ist dies oftmals nicht der Fall, weshalb hier generell die dezentrale Lüftung einzelner Räume eher in Frage kommt. Auch stellt sich die Grundfrage, ob auf ein reines Abluft-System zurückgegriffen wird, oder ob sich eine Kombination anbietet. Beide Systeme haben ihre eigenen Vor- und Nachteile, sodass eine Empfehlung immer nur individuell gegeben werden kann.
Eine umfassende Planung analysiert erst die Grundbedingungen der eigenen Wohnsituation: zum Beispiel ob Türen in Heizperioden länger geöffnet sind, oder ob das Haus in zugiger Lage steht. Danach gilt es, den geeigneten Anlagentyp auszusuchen und darauf zu achten, die Ausstattung sinnvoll zu wählen. Im besten Falle also Geräte, die wenig Strom verbrauchen, leise sind, und vor allem leicht gereinigt sowie gewartet werden können. Abschließend sollte nicht vergessen werden, die fertiggestellte Anlage ausreichend zu dokumentieren, sodass Wartung und Reinigung so leicht wie möglich fallen.
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